Rio Negro

Regie: Anna-Sophia Richard

Produktion: sehstern Filmproduktion, Intuition Club, Cine Concepcion

GER/GT 2024, 90 Min

SCHWARZER FLUSS ist das poetische Porträt des Dorfes und stellt dabei die Frage, wie Leben an einem von Massakern gezeichneten Ort möglich sein kann. Gegliedert in drei filmische Ebenen wird durch situative Erzählungen und in assoziativen Bilderwelten erlebbar, wie omnipräsent die Vergangenheit in der Gegenwart der Menschen ist. Basierend auf der Mayakultur leben die Bewohner:innen Rio Negros die Beziehung zu ihren Toten aktiv im Alltag durch Riten, Begegnungen und durch ihre orale Erzählkultur. Diese Verbindung zu ihren Vorfahren wird in der «Ebene der Ahnen» dargestellt. Die Kinder flüstern sich die Geschichten über die Verstorbenen zu, während sie in nächtlichen Spaziergängen nach einem weißen Hasen suchen. In einer weiteren Ebene, der «Ebene der Erinnerungsarbeit», wird von den Gräueltaten berichtet. In einer linear erzählten Wanderungen an die Massakerorte geben Überlebende interessierten Besucher:innen ihre Geschichte wieder. Ihr Aktivismus ist ein mutiger Akt, in einem Land, in dem die geschichtliche Aufarbeitung verneint wird und Straflosigkeit befürwortet. In der dritten Erzählebene werden der Alltag und die aktuellen Konflikte im Leben der Menschen in Rio Negro ersichtlich. Diese «Ebene der Konflikte im Jetzt» zeigt auf, was die Erinnernungsarbeit, die Existenz Rio Negros und das kulturelle Wissen der Bewohner:innen täglich in Gefahr bringt. Seit sich die evangelikale Kirche im Dorf niedergelassen hat, sind viele Bewohner:innen konvertiert und sehen im Gedenken an die Toten eine Sünde. Auch der vermehrte Wunsch der Jugend, Rio Negro zu verlassen und auszuwandern lässt die Frage aufkommen, wie lange das Dorf in dieser Form noch existieren kann.

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"Als wir die Leichen der Frauen fanden, oh Gott. das Blut war immer noch an der Steinwand zu sehen, wo ihnen die Kehle durchgeschnitten wurde. Ihre Leichen wurden von den Tieren zerfressen. Ich konnte nicht hinschauen. Wir hätten sie gerne würdevoll begraben, doch aus Angst mussten wir sie so zurücklassen."

Julian Sanchez Chen